desired constellation 2020

 

Eine Geschichte erlangt ihren Körper durch den geschriebenen Text. Ein Lied wird durch seine Noten und seine Melodie verkörpert.

Der Versuch Erinnerungen oder Träume in einem physiologischen Kontext zu sehen, ist oft diffus und verläuft häufig nach einem nachdrücklich subjektiven Kuratorium. Die Gedanken sind in wachem Zustand fragmentiert oder substanzlos. Orte, Straßen und Gedanken werden zu Strichen und abstrakten Darstellungen. Emotionen und Erinnerungen aus der Vergangenheit werden sukzessiv versucht mit Farbe auf roher Leinwand zu konservieren. Das Ergebnis ist die abstrahierte Verkörperung vergangener, topografischer Lebenspunkte und zunehmend verblassender Aktionsräume meiner Biografie. In Form von Linien und organischen Farbfeldern trägt jedes Detail einer Leinwand zu einer Gesamtkonstellation bei, die auch über die physischen Begrenzungen eines Keilrahmens hinaus miteinander eine Kommunikation eingehen. Diese Kommunikation beläuft sich nicht nur auf eindimensional gegenwärtige Faktoren, sondern bildet ein multidimensionales System aus Vergangenheit und Gegenwart, die auch nicht chronologische Vernetzungen innerhalb meiner Lebensorte zeigen.

Situationen, Momente, Erinnerungen und wahrgenommene Orte werden zu Linien und Flächen zerstückelt und pulverisiert, um die eigene Identität und Wurzeln zu analysieren. Es entstehen neue Zonen aus meiner Vergangenheit,  die ein Reflektieren und Bearbeiten über die eigene Identität evozieren.

Im prozesshaften Balancieren von erlebter und imaginierter Geschichte dient der Kohlestift als puristischer, unvoreingenommener und löschbarer Wegweiser einer utopischen Karte.  Das zugleich rudimentärste und sensibelste Schreibmaterial setzt die einzig kontrastreichen Hervorhebungen. Die pastellige Farbigkeit meiner Bilder erinnert an die Ästhetik alter Landkarten und ist ein Hinweis auf die distanzfördernde und distanzmindernde topologische Protokollierung meiner gelebten Biografie.